Nationaler Vorentscheid EuroSkill 2025.
Tom Richter. Er hat sich für die EuroSkills 2025 in Herning nach drei Tagen hartem Wettkampf qualifiziert.
AND THE WINNER IS?
Tom Richter. Er hat sich für die EuroSkills 2025 in Herning nach drei Tagen hartem Wettkampf qualifiziert.
Bemerkenswert daran ist sicherlich, Als ,,Last- Minute-Kandidat" hat er im Vorfeld kein einziges Training absolviert. Durch seine Ausbildung und tägliche Arbeit bei der Glasbau Hahn GmbH, bei welcher Vitrinenbau zu seinen Schwerpunkten gehört, machte er durch seine Berufserfahrung und einer guten Ausbildung diesen Nachteil aber mehr als wett. Am Ende reichte es für den Sieg.
Wir haben einen Gewinner! Tom Richter hat sich für die EuroSkills 2025 in Herning nach drei Tagen hartem Wettkampf qualifiziert. Wie es dazu kam und warum es zwischendurch überhaupt nicht nach einem Sieg aussah, ist typisch für diese Berg- und Talbahn der
Gefühle, die die WorldSkills-Wettbewerbe auszeichnet.
Es war Dienstag, genauer gesagt der 21.10.2024, als in der Messe Düsseldorf/ Halle 10, um 09:30 ein beharrliches Klingeln über die Lautsprecher
schallte.
Es kennzeichnete den Startschuss für den nationalen Vorentscheid für die EuroSkills 2025. Sechs junge Competitors aus dem Glaserhandwerk kämpften drei Tage lang um den Pokal und die Qualifikation für die Europameisterschaft.
Neben einer Glasvitrine mit verschiedenen Applikationen, etwa das sandgestrahlte ,,Glaser- G" aus grünem Echtantikglas als Flächenverklebung, mussten die Teilnehmer unter hohem Zeitdruck ein Duschenmodell montieren. Begleitet wurde der Wettbewerb durch die Moderation von Tim Kuchenbecker, der es glänzend verstand, Interviews mit den Teilnehmern, Sponsoren und Veranstaltern zu führen, ohne den Ablauf selbst zu beeinträchtigen. Nach dem Auslosen der Arbeitsplätze und dem Erläutern der Regeln begann die Nachwuchs - Elite des deutschen Glaserhandwerks sich ans Werk zu machen. Als Gast nahm der Gewinner des Österreichischen nationalen Vorentscheids, Marcel Resch, teil. Dieser hatte sich bereits den Platz bei den EuroSkills gesichert und verstand seine Teilnahme als weiteres Training unter Wettkampfbedingungen.
Für Deutschland war die Anwesenheit des Österreichers mit seinem erfahrenen Trainer Johannes Fichtl eine gute Möglichkeit, um von den hervorragen- den Rahmenbedingungen der SkillsAustria zu lernen.
Am ersten Tag war vor allem Planen, Schneiden und Kantenbearbeitung gefragt. Als Grundlage für die Stückliste und die Schneidpläne diente die technische Zeichnung der Vitrine. Da jeder Teilnehmer nur eine begrenzte Menge an Glas zur Verfügung hatte, durfte man sich, von unnötigem Zeitverlust abgesehen, nicht viele Fehler leisten. Eine Tatsache, die sofort ins Auge fiel, war das im Vergleich zu den Vorjahren erhöhte Publikumsaufkommen. Die Zuschauer wurden durch die Architektur des BIV Standes und der Position der Arbeitsflächen geschickt zu den Teil-nehmern gelotst. Die Competitors selbst waren ansprechbar und gaben gerne Auskünfte über sich und ihre Vorgehensweise an die Zuschauer weiter.
Dabei behielten sie jedoch stets ihren Fokus bei der Arbeit. Was gar nicht so leicht war, denn zwischenzeitlich bilde- ten sich regelrechte Trauben an Messebesuchern, die das „Glaserhandwerk live" erleben wollten. Man muss statuieren, dass jeder Einzelne der Wettbewerber einen glänzenden Eindruck in der Außendarstellung gemacht hat und sie ihre Profession würdig vertraten.
Ein weiterer hervorzuhebender Aspekt war das Fairplay der Teilnehmer. Auch unter Inkaufnahme von Verlust an wert- voller Wettkampfzeit half man sich gegenseitig. Ob es dabei um das Ausrichten einer Scheibe oder das kor- rekte Anmischen des 2-Komponenten- Klebers ging, spielte keine Rolle. Was als Turnier unter Einzelkämpfern begann, entwickelte sich-spätestens an Tag zwei-zu einem teamorientierten Ereignis, bei der die Teilnehmer trotz aller Bereitschaft zur Hilfe den persönlichen Anspruch an den Sieg nicht aus dem Auge verloren.
Am zweiten Tag stand der Zuschnitt des Glaser-G und des Zunftwappens aus Echtantikglas im Vordergrund. Das „G“ musste mit einem Durchmesser von 230mm ausgeschnitten werden. Ob das „G" dabei in einem Stück blieb oder fragmentiert wurde, war den Teilnehmern überlassen. Es wurde gebohrt, gesägt, geschnitten und gebrochen. Der zweite Tag forderte von den Teilnehmern Schweiß, Blut - wie es für einen Glaserwettbewerb nicht ungewöhnlich ist- und sämtliche Nerven. Jeder hatte genau zwei Versuche; und alle haben es am Ende hinbekommen. Wahnsinn!
Der finale dritte Tag war von eigentümlicher Stimmung geprägt. Die psychische und physische Anspannung der letzten Tage forderten nun sichtbar ihren Preis. Die Wettkämpfer mussten ihre letzten Reserven mobilisieren, um die Verklebungen und damit die Vitrine sauber abzuschließen. Die Ergebnisse indes konnten sich sehen lassen und mit dem Abpfiff verflüchtigte sich schlagartig die Anspannung und wich gelassener Euphorie.
Nachdem die einzelnen Objekte bis spät in den Abend unter die Lupe und an- schließend bewertet wurden, folgte am Freitag die Siegerehrung.
Auf der Bühne des Messestands des Bundesinnungs- verbands verkündete Bundesinnungs- meister Michael Wolter und glasstec Director Lars Wismer die Gewinner. Der dritte Platz ging an Chiara Heinrich, der zweite an Pia Krott und die Spitze des Siegertreppchens erklomm Tom Richter. Bemerkenswert daran ist sicherlich, dass Herr Richter als Last Minute - Kandidat kein einziges Training im Vorfeld absolvieren konnte und dadurch mit einem gehörigen Nachteil in den Wettbewerb startete. Durch seine Ausbildung und tägliche Arbeit bei der Glas- bau Hahn GmbH, bei welcher
Vitrinenbau zu seinen Schwerpunkten gehörte, machte er diesen Nachteil aber mehr als wett. Bei seinem Wettbewerbsobjekt stimmte jedes Maß und jeder Winkel. Die Verklebungen waren ebenfalls auf höchstem Niveau.
Somit kann man als Schlusswort und Fazit zu diesem für alle erfolgreichen Ereignis sagen: Training ist gut und wichtig aber nichts lehrt einen Menschen mehr als die tägliche Praxis. Der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks sagt herzlichen Glückwunsch! Wir freuen uns, Tom Richter zu den EuroSkills 2025 begleiten zu dürfen.
AUTOR:
¡m.e. Rolf Fuess
Staatl. gepr. Glas- & Fensterbauetchniker. Koordinator des Instituts für Verglasungstechnik und Fensterbau im Bundesinnunsgverbandes Glaserhandwerks